„Prakriti, die materielle Natur, und Purusha, die spirituelle Seele, sind die beiden ewigen Prinzipien. Prakriti ist aktiv und wandelbar, während Purusha passiv und unveränderlich ist. Befreiung tritt ein, wenn Purusha sich von Prakriti unterscheidet.“
Samkhya
Wenn wir über den Ursprung des Lebens sprechen, ist es unumgänglich, auch philosophische und spirituelle Aspekte anzusprechen. Das Leben kann nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene erklärt werden. Die Wissenschaftler legen uns Hypothesen vor, die sicherlich gültig sind, aber auf unterschiedliche Weise interpretiert werden können. Philosophie und Wissenschaft können als gleichwertige Partner betrachtet werden. Das Wesen eines Kindes kann auf psychologische Weise analysiert werden, doch auch die Sicht der Mutter, die das Kind liebt, ist ein Aspekt der Wahrheit.
Der Ayurveda geht davon aus, dass der Makrokosmos, d. h. die Welt um uns herum, ein Spiegelbild des Mikrokosmos ist, der unser Körper ist. Der Ursprung allen Lebens entspringt der Vereinigung des allgegenwärtigen und reinen Bewusstseins (Purusha) mit der ursprünglichen Natur (Prakriti). Purusha kann als das göttliche Prinzip betrachtet werden, das in allen lebenden und nicht lebenden Dingen vorhanden ist. Purusha ist Klarheit und Reinheit, er ist objektiv und unveränderlich. Purusha ist ewig ohne Anfang und Ende. Purusha ist auch der stille Beobachter, der uns innewohnt und die Dinge durch die Sinne wahrnimmt. Purusha ist auch das aktive männliche Prinzip, das das weibliche Prinzip Prakriti benötigt, damit sich die Dinge materialisieren und konkret manifestieren können. Prakriti ist die ursprüngliche Natur der Schöpfung und die materielle Basis. Die Gemeinschaft von Purusha und Prakriti hat das Leben erschaffen.
Nach der vedischen Philosophie lässt sich das gesamte Universum in zwei Hauptkategorien einteilen: Prakriti (ursprüngliche Natur) und Purusha (Klarheit oder Realität jenseits der Erscheinungen). Nach dieser Denkweise gehört alles, was veränderbar ist und nicht unendlich ist, zu Prakriti. Purusha hingegen ist die einzige Realität, das einzige unveränderliche Element des Universums: das Selbst, die Seele.
In den meisten spirituellen und philosophischen Systemen ist das Konzept der männlichen und weiblichen Kräfte fest verankert. Im Ayurveda sprechen wir von Purusha und Prakriti, im Taoismus sind Yin und Yang ebenfalls grundlegende Prinzipien. Gegensätzliche, aber sich ergänzende Kräfte, die im gesamten Universum und in jedem menschlichen Körper vorhanden sind, voneinander abhängen und einander gebären. Gemeinsam verstehen sie es, Leben zu erschaffen.
„Der weibliche Weg besteht darin, auf das vorhandene Potenzial zu schauen, und der männliche Weg besteht darin, auf das zu schauen, was nicht funktioniert, und eine Lösung zu finden, um das Problem zu beheben. Wenn wir also diese beiden Energien ausgleichen, besteht die Lösung darin, gemeinsam mit der Natur eine neue Erde zu erschaffen und dabei das Potenzial jeder beteiligten Person zu berücksichtigen, um etwas zu bewirken.
Maurice Spees